Aus der Geschichte des Ronneburger Hügellandes
1200 v.
Chr.
Aus dieser vor- und frühgeschichtlichen Zeit
(Bronzezeit) stammen die ersten
Fundnachweise über die Besiedelung des Ronneburger Hügellandes.
Unterhalb der Ronneburg wurden zahlreiche Hügelgräber –
heute durch die Pflugscharen eingeebnet – gefunden.
800 v. Chr.
Das Land links und rechts des Fallbaches zwischen Vonhausen,
Altwiedermuß, Hüttengesäß war entlang des wasserreichen
Bachlaufes durch sanfte lößhaltige Ackerfluren für die
Besiedelung der “Urnenfelder-Menschen” gut geeignet.
750
v. Chr.
Einzelfunde (1970): Ein Bronze-Fibel sowie ein
Bronze-Armring belegen, daß auch in dieser Landschaft Kelten
wohnten.
11 v. Chr.
Die Römer erweitern die Grenze des römischen Reiches
am Rhein
nach Nordosten durch Feldzüge am unteren Mainlauf aufwärts
bis Frankfurt und in die Wetterau. Germanische Stämme wie die
Chatten waren hier in unserer Gegend wehrhafte Gegner der Römer.
Die Chatten drangen im Verlauf des Jahrhunderts auch in
unserer Region mehrmals über den Limes in das römische Reich
ein.
260 n. Chr.
In dieser Zeit müssen die Römer das Limesgebiet endgültig
aufgeben.Das römische Kastell in Marköbel am Grenzverlauf
des Limes war nur ca. 5 Km von Ronneburg entfernt. In unserem
Gebiet, also östlich des Limes, sind keine römischen Funde
belegt, dagegen liegen reichhaltige Funde vom Kastell Marköbel
vor.
450 n. Chr.
Die rheinischen Römerstädte sind in germanischer/fränkischer
Hand.
476 n. Chr.
Die germanische Reichsbildung ersetzt das
untergegangene weströmische Reich. Die römische Herrschaft
hatte in unserer Region durch Verwaltung, Rechtspflege,
Technik, Wirtschaft und Handel eine hohe Zivilisation und ein
geistiges Leben aufgebaut, das bis in unsere Tage wirkt.
1151
Erste urkundliche Erwähnung der Ronneburger Dörfer Hüttengesäß,
Neuwiedermuß. Ein versiegelter Schutzbrief
von Staufen-Kaiser Friedrich II.belegt, daß zum
Klosterbesitz Langenselbold unter anderem auch die Orte
Hittengesezze und Witteramis gehörten (1236) . Auf Basis
dieses Dokumentes feierte Ronneburg im Jahre 1986 die “750
Jahrfeier”!
1231
Oberhalb von “Witteramis” erhebt sich auf einem steilen
Basalt-Kegel des Fallbachtales am Tor zur “Kaiserlichen
Wetterau” die Ronneburg.
1233
Urkundlich Diebachhof – später “Bruder Diebacher
Hof”, zu Kloster Langenselbod (seit 1108) gehörig.
1247
Die Ronneburg kommt in die Hände des staufentreuen Konrad von
Hohenlohe. – Die besondere Aufgabe der Burg – in
Sichtweite der “Hohen Strasse” - war die die Sicherung der
Verkehrswege von Mainz nach Fulda. - 1247 n. Chr. wurde die
Ronneburg an der gleichen Stelle der abgebrannten alten
Fliehburg neu errichtet
1261
Gründung Zisterzienserkloster Marienborn.
1476
Die Ronneburg kommt in den Besitz des Grafen von Ysenburg Büdingen.
Dieter von Ysenburg war Erzbischof von Mainz und verschrieb
seinem Bruder – dem Grafen Ludwig II. von Ysenburg Büdingen
– die Ronneburg.
1426
Hüttengesäßer Weistum (Rechtspflege)
1550
Auf der Ronneburg wird der Hexenturm gebaut. Am Ende
des 16. Jh. Erhielt der Turm in der Folge der Hexenprozesse
den Namen “Folterthorm”
1573
Der bauliche Wandel der Ronneburg läßt sich recht gut
im zeithistorischen Architektur-Stil erkennen. Der
Kemenatensaal mit über 6.000 m³ umbauten Raumes (1597), die
reizvolle Kuppel des Turmes (1581) und die Kirche auf der
Ronneburg (1570) sind Stil-Merkmale wertvoller
baugeschichtlicher Bereicherung. - Die Ronneburg vollzog einen
Wandel von der Sicherungsburg zum Regierungssitz der Linie
Ysenburg-Ronneburg, später Witwen-Sitz.
1618
- 1648
30-jähriger Krieg mit Zerstörungen auch in unserer
Region.
1633
- 1653
Während der Hexenverfolgung im Büdinger Land starben
viele der alten Handwerksfamilien aus. Starke Bevölkerungsverluste
führten zu großer Armut im Lande.
1634
Im 30 jährigen Krieg wurde die Ronneburg am 7.
September 1634 von den Kroaten
gestürmt und ausgeplündert
1636
Auch der schwedische General Ramsai –
welcher damals Hanau besetzt hielt – hatte die Burg
angegriffen.
1637
Das
kleine Dörfchen “Neuwiedermuß” – damals Fuchsgraben
genannt – wurde im 30 jährigen Krieg – im Gegensatz zum
Nachbardorf Altwiedermus -völlig zerstört und verwüstet.
1699
In
einer Urkunde wird belegt, daß sich Interessenten für die
Neuansiedlung in Fuchsgraben bei Schultheiß Niclas Zieg zu Hüttengesäß
bewerben. Sie wollten “in Fuchsgraben nicht nur Haus und
Scheune aufrichten, sondern auch 30 Morgen Weide und Acker und
nach Notdurft auch Wiesen ausroden”.
1702
Graf
Johann Phillip zu Ysenburg-Offenbach genehmigte den
Wiederaufbau von Fuchsgraben
- heute Neuwiedermuß.
1706
Das Toleranz-Edikt des Grafen Casimir I. von
Ysenburg/Büdingen ermöglichte die Ansiedlung von Glaubensflüchtlingen
zahlreicher Konfessionen. Es war in Hessen die Zeit der
Zuwanderungen von Hugenotten, Waldenser und pietistischer
Glaubensgruppen aus Süddeutschland. – Die Grafschaft
erhoffte sich durch den Zuzug dieser Gruppen einen neuen
wirtschaftlichen Aufschwung des durchden 30 jährigen Krieg
niedergekommenen und ausgemergelten Landes.
1736
Auf der Ronneburg lebten die sogenannten Inspirierten
und Separatisten. In der Burg wurde unter ihrem Oberhaupt, dem
Wollwaren-Fabrikant Philipp Mörschel eine
Strickwaren-Manufaktur entwickelt.
1736
Die ebenfalls auf der Ronneburg lebenden Juden erwiesen
sich sehr geschickt in der Beschaffung des Wollmaterials und
im Verkauf der fertigen Erzeugnisse durch ihren Überlandhandel.
1736
Graf Zinzendorf kam mit seiner Herrnhuter Brüdergemeine
erstmals auf die Ronneburg. Die Ronneburg wurde innen und außen
durch Hütten aus Holz “erweitert” ,doch die wohnlichen
Verhältnisse auf der Burg wurden immer schlimmer. Der
bauliche Zerfall schritt voran.
1738
bGraf Nicolaus Ludwig von Zinzendorf zog mit seiner Brüdergemeine
von der Ronneburg weg und übersiedelte nach Herrnhaag.
1738
Der Ausbau von Herrnhaag wurde begonnen. In wenigen
Jahren entstand eine Siedlung von 17 großen Gebäuden und über 1.000 Einwohner.
Herrnhaag war Zentrum einer weltumfassenden Missionstätigkeit
der Herrnhuter Brüdergemeine. Hier wurden über 600
Missionare ausgebildet, die in ihrer Missionsaufgabe bis nach
Grönland, Nordamerika, Westindien, Persien wirkten.
1740
Herrnhaag war aber nicht nur das geistige Zentrum der
Mission. Geschickte Handwerker und Händler entwickelten in
Herrnhaag ein einzigartiges Wirtschaftszentrum. In diesem
Zusammenhang muß z. B. die Möbelfabrikation des
Kunstschreiners Abraham und David Röntgen erwähnt werden.
Sie belieferten mit ihrer hohen Möbelqualität gehobene,
adelige Kreise. Auch das Elternhaus von Johann Wolfgang Goethe
in Frankfurt war Kunde von Röntgen auf Herrnhaag. Röntgen
lieferte von hier aus seine Produkte auch nach Russland an den
Hof des Zaren in St. Petersburg.
1790
Auf der Ronneburg lebten inzwischen über 200 Personen.
Die Ronneburg war eine selbständige Gemeinde Hessens
geworden. Fabrikant Mörschel wurde Bürgermeister. Wegen der
Überfüllung erließ die Büdinger Kreisverwaltung
Zuzugsverbot. Man versuchte, die Juden auf der Burg und auch
die Bewohner anderer Glaubensrichtungen auszuweisen.
1842
Die Inspirierten/Separatisten-Gemeinde wanderte nach
Nordamerika aus und gründete die dort die Amana-Gemeinde.
Dort haben sich die Amanaleute durch handwerkliches und kaufmännisches
Geschick in den USA zu hohem Wohlstand hochgearbeitet. Bekannt
sind die in Iowa hergestellten Kühlschränke und
Mikrowellengeräte. Einige Ronneburger haben heute noch eine
gute Verbindung zu den Amanas in USA.
1847
Nach dem Gesetz war der
Eigentümer der Ronneburg für alle “Armen und
Kranken Unterhaltspflicht”. Die Rentkammer in Büdingen
konnte die Flut der Unterstützungsanträge nicht mehr
aufhalten. Dem neuen Pächter Koch auf der Ronneburg war es
praktisch nicht mehr möglich die soziale Armut auf der
Ronneburg weiter zu tragen. Die restlichen Bewohner wurden
ausgewiesen bzw. mit Reisegeld zur Auswanderung nach Amerika
bewegt und unterstützt. So wurden z. B. dem Juden
Hirschstiefel 200 Gulden zur Einschiffung und Auswanderung mit
seiner Familie ausbezahlt.
1886
Die letzten Bewohner lebten bis 1886 mit Heimatrecht
auf der Ronneburg.
Betti Goldstücker starb 1886.
1896
Die
Hanauer Kleinbahnen Hanau-Hüttengesäß und
Hanau-Langenselbold wurden in Betrieb genommen. Den ersten
Winterfahrplan vom 1. Oktober 1896 bis 1. April 1897 war zu
entnehmen, daß ab Hüttengesäß 4 x täglich die Bahn über
Diebacher Hof, Ravolshausen, Langendibach, Hanau und zurück
fuhr. Eine Rückfahrkarte kostete DM 0,90. Die Hanauer
Kleinbahn hatte bis in die 20er Jahre eine steigende
wirtschaftliche Entwicklung.
1931
Am
31. März 1931 wurde der Personen- und Güterverkehr in Folge
der allgemeinen Wirtschaftsnot, insbesondere der herrschenden
Arbeitslosigkeit, eingestellt.
1972
Am
01.08.1972 wurde durch den Zusammenschluß der bisherigen
Gemeinden Altwiedermus, Neuwiedermuß und Hüttengesäß eine
neue Verwaltungsgemeinde Ronneburg geschaffen und in den
Main-Kinzig-Kreis eingebunden.
25
Jahre Gemeinde Ronneburg
1971 Am 31. Dezember 1971 wurden
durch Gesetz der Hessischen Landesregierung die ehemaligen
Gemeinden Hüttengesäß und Neuwiedermuß, Kreis Hanau,
zusammengeschlossen.
1972 Am 01. August 1972 kam zu
dieser Gebietsreform die selbständige Gemeinde Altwiedermus,
Kreis Büdingen, durch Gesetz dazu. Alle 3 Dörfer bildeten
die neue Verwaltungseinheit Ronneburg. - Dieser Zusammenschluß
war keineswegs einfach und selbstverständlich, zumal jedes
der 3 Dörfer über Jahrhunderte hindurch selbständig war.
1173
wurde bereits Altwiedermus,
1236
Neuwiedermuß und
1238
Hüttengesäß urkundlich erwähnt.
Diese
3 Dörfer waren seit dieser Zeit selbständige Gemeinden
gewesen.
Während
Hüttengesäß und Neuwiedermuß zu Preußen gehörten, war
Altwiedermus ein Teil des Großherzogtums Hessen bis 1918.
1918
Mit dieser Trennung durch Landesgrenzen waren auch
unterschiedliche Landesgesetze wirksam. Die Trennung ist noch
heute an den Grenzsteinen mit der Jahreszahl 1844 GH (Großherzogtum
Hessen) und KP (Königreich Preußen) entlang der
Gemeindegrenzen von Altwiedermus zum Jugendzentrum Ronneburg
erkennbar. - Sie wurde noch weiter verstärkt durch getrennte
Kirchspiele: - Neuwiedermuß gehörte zur ev. Kirche Hüttengesäß,
Altwiedermus zur ev. Kirche Eckhartshausen.
1972
Die Bürgermeister Philipp Euler, Hüttengesäß,
Philipp Ebert, Neuwiedermuß und Erich
Fritsche,
Altwiedermus, schieden aus dem Amt aus. Die neue
Gemeindevertretung, die aus
der Kommunalwahl Herbst 1972 hervorgegangen war, wählte als
neuen Bürgermeister
Friedhelm Kleine.
1973 Friedhelm
Kleine ist seit 2.1.1973 als Bürgermeister der Gemeinde
Ronneburg für alle 3 Ortsteile bis heute gewählt.
Nach
dem Zusammenschluß der 3 Dörfer zu einer modernen
Verwaltungseinheit beginnt eine Zeit großer und wichtiger
Entscheidungen und Aktivitäten zur Verbesserung der dörflichen
Infrastruktur.
1974
Bau eines Wasser-Hochbehälters, 1.300 m³ auf 230 m Höhe,
der inclusive Leitungsbau mit einer Investition von 2,5 MioDM
die Wasserversorgung für alle 3 Ortsteile sichert.
1974
Errichtung des Kindergartens mit 100 Plätzen.
1975 Bau
der Grundschule in Hüttengesäß durch den Main-Kinzig-Kreis.
1975
Bau einer Zufahrtsstrasse zum Jugendzentrum Ronneburg
(erbaut 1972)
1976
Errichtung der Fußgängerbrücke über die Büdinger
Strasse.
1973
bis
1982
Es entstehen in allen 3 Ortsteilen neue Feuerwehr-Gerätehäuser
zur Sicherstellung des
Brandschutzes. Jede Feuerwehr erhält ein Löschfahrzeug.
1975
Im Ortsteil Hüttengesäß entsteht eine neuer
Ortskern. Der landwirtschaftliche Betrieb
Koch/Vömel wird ausgesiedelt - dafür entsteht eine
dorfgerechte Neugestaltung mit
Einkaufszentrum, Post und Bank.
1976
Die Grundschule zieht in das neue Schulgebäude
ein.
Das alte Schulgebäude wird zum Rathaus umgebaut.
1980
Bau des neuen Sportplatzes im Ortsteil Hüttengesäß.
Der Sportplatz Altwiedermus wird grunderneuert ....ӟber
Nacht mit holländischem Rasen -morgens noch braun – abends
schon grün!”
1981
Fertigstellung des neuen Großbauprojektes
Mehrzweckhalle.
1982
Baubeginn der Kläranlage “Oberer Fallbach”
1983
Die alten Schulen in Altwiedermus und Neuwiedermuß
wurden zu
Dorfgemeinschaftshäusern umgebaut – und werden heute gerne
genutzt.
1984
Wettbewerb: “Unser Dorf soll schöner werden” mit
Erfolg!
1986
750 Jahrfeier (1236 – 1986) mit großem historischem
Festumzug.
1987
Neues Müll-Konzept: Aufstellung von sortierten Müllcontainern
in allen Haushalten sowie
Großcontainer an bestimmten Standorten der Gemeinde.
1987
Die neue Umgehungsstraße Neuwiedermuß/Altwiedermus
wurde fertiggestellt.
1987
Einwohnerzahl:
1972
1997
Hüttengesäß
1.784
2.162
Altwiedermus
552
744
Neuwiedermuß
344
639
Gesamteinwohner
2.680
3.545
Innerhalb
der letzen 25 Jahre wurden im gesamten Gemeindegebiet neue
Straßen errichtet, neue Wohngebiete erschlossen und eine
moderne Kläranlage in Betrieb gesetzt. Außerdem wurde ein
wirksames Müll-Entsorgungs-System entwickelt, das alle
Haushalte einbindet. – Ein reiches Angebot an
Freizeitaktivitäten durch Reiterzentren, Sportplätze,
Tennisplätze, Spielplätze, Jugendzentrum und schöne
Landschaftswege rund um die Ronneburg bereichern das moderne
Dorfkonzept der. Diese Verbesserung der Lebensqualität war
nur möglich in der neuen
Verwaltungseinheit Ronneburg! – Der Charakter der 3 Dörfer
wurde dabei erhalten.
1997
Festwochen zum 25-jährigem Jubiläum der Gemeinde
Ronneburg “29.08. – 07. 09.1997” Neue Meilensteine
wurden gesetzt!
Ferdinand
Graef / Reiner Erdt |