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 Die Kirche in Ronneburg - Hüttengesäß


Das Kirchengebäude der evangelischen Kirchengemeinde Hüttengesäß.
Nach alten Überlieferungen und Aufzeichnungen stand hier einst eine kleine Kapelle, die bereits 1151 und später 1236 als Filiale des Klosters Langenselbold erwähnt wurde. Das wahrscheinlich erste kirchliche Gebäude war ein kleines Haus mit Satteldach. Gleich neben der Kapelle stand ein Wehrturm mit quadratischem Grundriss. Dieser Turm bildet heute noch die Grundmauern unseres Kirchturmes. Die Grundmauern des Kirchturmes sind aus dem 11. Jahrhundert. Viele Vermutungen von anerkannten Heimatforschern und Vertretern des Amtes für Denkmalpflege laufen auf eine kleine Burganlage hin. Auch die Ortsbezeichnung "in der Burg" ist heute noch gebräuchlich. Welche Gebäude noch um die Kapelle herumstanden, kann uns heute keiner mehr sagen. Anzunehmen ist aber, dass die Mönche des Klosters Selbold dort Scheunen und Stallungen erbauten.  Die kleine Kapelle hatte wahrscheinlich nur ein kleines Fenster, welches wenig Tageslicht einbrachte. An der östlichen Schmalseite stand ein kleiner Altar mit Bildern der heiligen Maria und des heiligen Bartholomäus, dem Schutzpatron der Kapelle, dessen Namenstag, der 24. August bis heute als Stichtag des Kirchweihfestes (Kerb) dient. Ein Beichtstuhl und ein Taufbecken ergänzten wohl die Einrichtung.  1538 wurde erstmals eine Glocke angeschafft.

Unsere Glocken in der HR 4 Glockenserie
Glocken der Kirche Hüttengesäß - Ronneburg (Huettengesaess)

www.ronnebursch.de
1579 wurde das Dörfchen Hüttengesäß zur eigenständigen Pfarrei erhoben. Der erste Pfarrer war Valentin Winterstein, er war auch der Hofprediger der Ronneburg. Seitdem Hüttengesäß eine Pfarrei hatte, wurden die Verhältnisse in der Kapelle immer beengter. Es mußten Sitzgelegenheiten geschaffen werden. Die Kapelle wurde um 6 Meter erhöht, eine zweigeschossige Empore wurde eingebaut. Bei dieser Erweiterung wurde das Rennaisance - Türportal eingebaut, es trägt noch erkennbar die Jahreszahl 1597. 

1685 weurde eine weitere Glocke angeschafft, von Glockengießer Schneitewint aus Frankfurt zum Preis von 117 Gulden. Dafür legte man der Gemeinde eine freiwillige Glockensteuer auf. 1687 wurde auch eine "neue" Uhr für 48 Gulden.

An der Westfassade findet man noch zwei
romanische Fensterbögen, die ältesten Fenster von Hüttengesäß, so nimmt man an. Ein weiteres Schmuckstück aus der Vorzeit scheint der Rätselstein zu sein, der sich in der Nordostecke der Kirche befindet. Der Pfarrer Heck aus Hüttengesäß schrieb vor hundert Jahren an das Landesamt für Denkmalpflege. Der Bezirkskonservator Ludwig Bickel fotografierte den Stein und die Forscher meinten, es könne heidnisch oder keltisch sein. Heute nimmt man an (Dr. Walter Nieß), der Stein sei langobardisch. Die Langobardischen Steinmetze reisten durch die Lande und verdienten sich mit ihrem Handwerk ihren Lebensunterhalt. Der Rätselstein könnte so um 100 v.Chr etwa entstanden sein, er trägt an jeder Seite einen Löwenkopf, ein Zacken - und ein Bogenrelief. Die Platte ist etwa 70x40 cm, Höhe etwa 20 cm.

www.ronnebursch.de

Um 1718 wurde das Kirchengebäude um dass doppelte nach Osten (Richtung Altar) erweitert, die Bevölkerung von Hüttengesäß und Neuwiedermuß stieg ständig an. Lediglich der Turmaufbau wurde erst später aufgestockt und mit Schindeln zum geschmückten Glockenturm ausgebaut. 1776 werden zwei neue Glocken von der Glockengießerei Bach in Windecken gegossen, sie schlagen bis heute jeden Tag. Der Geschichtsverein Windecken hat dies in besonderer Form auf seiner Homepage gewürdigt. Eine der beiden wiegt 152 Kg, die andere 240 kg, Kaufpreis 350 Gulden. Um die alte Glocke dem Klang der neuen anzugleichen, wird sie von Bach neu gegossen, aber schon ein Jahr später wegen Schäden wieder ausgetauscht.

Das Innere der Kirche vor der Totalsanierung - Grobe Misshandlung an ehrwürdigem, historischem  Bestand wäre eher trefflich...

1892 wurde die Orgel aufgebaut, an der Giebelseite, dort, wo heute das Kreuz hängt, siehe Bild oben.
Die Kosten von 3522 Reichsmark konnte man nur mit Anleihen und Kollekten bezahlen. 


Dafür musste ein Fenster zugemauert werden, siehe Abbildung unten.

Hüttengesäßer Kirche Ostgiebel mit durchscheinendem Fachwerk und zugemauertem Fenster am Standort der Orgel.

1917 - der erste Weltkrieg fordert seine Opfer. Zwei Glocken werden beschlagnahmt, es muss aber nur die kleinste abgegeben werden. (Im Krieg wurden Glocken für Rüstungsmaterial eingeschmolzen). Die Geopferte Glocke wird 1928 durch eine neue Glocke ersetzt.

Kirche Hüttengesäß
Ansicht mit damaligem Friedhof, ca. 1920. Die Einwohner von Neuwiedermuß wurden früher ebenfalls hier beerdigt. Heute haben beide Ortsteile neuere Friedhöfe, der Hüttengesäßer Kirchhof wie hier zu sehen, wurde zur Wiese umgestaltet, ein Teil des Friedhofes wurde - heute für viele noch unverständlich - zum Kinderspielplatz umgestaltet. Naja, wenns keinen stört... Auf der Turmseite sieht man eine Holzklappe, hier hing die Feuerwehr Hüttengesäß die Schläuche der Feuerspritze zum trocknen auf.

Am 18. Juli 1921 entzündete und zerstörte ein Blitzschlag die Kirchturmspitze. Zeitbedingte wirtschaftliche Schwierigkeiten der zuständigen politischen Gemeinde verhinderten vorläufig den Wiederaufbau der obersten Kuppel. Nur durch Sonderverkäufe von Regionalprodukten auf dem Hanauer Markt konnte man den Aufbau unterstützen. Die schmiedeeiserne Spitze wurde um 60 cm verkürzt aufgestellt.

Zu Beginn des zweiten Weltkrieges mußten wieder zwei Glocken abgegeben werden, die größte blieb zurück. Wegen ihres Alters wurde auch die mittlere bewahrt. 1947 wurde die Glocke vom Hamburger Glockenfriedhof wieder heimgeholt und konnte ihren Platz wieder einnehmen.

1953 wurde in einem Radikalumbau das gesamte Innere der Kirche verändert, man schaffte mehr Licht und Platz, indem man die Orgel auf die Westseite schaffte, die Doppelempore abtrug, den Altar modernisierte, den Schalldeckel der Kanzel vernichtete. Heute würde man behutsam alte Substanz bewahren und sanieren, damals wollte man einfach nur modern sein. Der Kirchenvorstand saß früher wie heute auf einer besonderen Bank neben dem Altar, damals noch unter den Emporen. 

Die Kirchenältesten - Kirchenvorstand Hüttengesäß von 1920, Philipp Klein, Jakob Reidel, Heinrich Reidel, Johannes Erdt (von links).

1955 wurde eine neue, 110 Kg schwere Glocke in Auftrag gegeben. Sie sollte die Glocke des Friedens sein. Aufschrift "Den Frieden lasse ich Euch, meinen Frieden gebe ich Euch Johannesevangelium   14,27)

Durch Spenden von Jubiläumskonfirmanden und Gemeindegliedern konnte 1971 eine vierte Glocke nach Erneuerung des Glockenstuhls aufgehängt werden, sie ist mit 472 Kg die größte und schwerste Glocke unserer Kirche.

Kirche Hüttengesäß mit neuer Glocke 1971

Im selben Jahr ging ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung - das seit Jahrhunderten durch Menschenkraft getätigte Läutwerk der Glocken erfolgt nun automatisch durch Elektrizität.

2002 wurde die Orgel von Holzwurm befreit und die Pfeifen erneuert, Gedanken daran, die Orgel wieder auf ihren alten Platz auf der Ostseite (Dort hängt heute das Holzkreuz) aufzustellen, scheiterten an den hohen Kosten der neu herzustellenden  Orgelempore, vielleicht gelingt dies ja einmal in späterer Zukunft.

Die heutige Kirchengemeinde Hüttengesäß und Neuwiedermuß besteht aus vielen einzelnen, superaktiven und kreativen Arbeitsgruppen rund um Pfarrer Helmut Stradal. Für Jugendliche, Kinder, Senioren, Frauen und Männer gibt es verschiedene Programme, Reisen, Gespräche  und Initiativen.

Pfarramt  Hüttengesäß
In den Kirchgärten
63549 Ronneburg - Hüttengesäß
Telefon 06184 2608

Gemeindehaus - 06184/9059386


Inneres der Kirche Hüttengesäß Richtung Westen, mit Orgel und einfacher Empore. Bis zum Totalumbau 1953 gab es oberhalb noch eine zweite Empore, die entfernt wurde.
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Innenansicht Richtung Osten, wo früher auf einer kleinen Empore die Orgel stand. Die Kanzel schmückte ein Schalldeckel. Die Kirchenvorsteher saßen auf ihren Plätzen hinter dem Altar.

Lebkuchenhaus Ronneburg Hüttengesäß

Seitenerstellung Reiner Erdt - der war gaaanz früher mal Kindergottesdiensthelfer ;-))

Hier sehen Sie die Hüttengesäßer Kirche, die Reiner Erdt Weihnachten 2002 aus 20 Kg Lebkuchenteig hergestellt hat. Das   "Lebkuchenhaus" wurde zum Schaustück im Eingangsbereich des Gasthauses Zur Krone und wurde von vielen Gästen bestaunt.

Fotoquelle: Reiner Erd, Geschichtsverein Ronneburg,  Archiv der Kirchengemeinde, Klaus Euler
 

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